Hallo zusammen,
ich möchte hier mal meine Erfahrungen mit meinem HK 450 GT Pro berichten.
Der Text ist recht lang geraten. Aber dem Anfänger hilft er vielleicht gegen Frustattacken und dem erfahrenen Heli-Bauer dient er hoffentlich der Erheiterung
Nein, es geht nicht darum, wie schlecht oder gut der HK450GT ist. Es geht darum, wie blöde ein Pitch-Neuling sein kann!
Fangen wir doch mal ganz vorn an:
Mein erster Heli war ein LMH Corona 120. Sorgfältig hatte ich ihn gebaut und habe damit viele lustige Schwebe- und 8-Flüge absolviert, bevor ich in eine lange Phase der RC-Abstinenz ging.
Nachdem ich über Flächenflieger wieder zu unserem schönen Hobby kam, wurde in mir schnell der Wunsch nach einem "richtigen" Heli größer.
Mein LMH hatte durch diverse Umzüge arg gelitten und irgendwie konnte ich mich nicht aufraffen, ihn komplett zu zerlegen und wieder aufzubauen.
Also, quasi als Vorbereitung, erstand ich zwei dieser süßen kleinen Zimmer Koaxe. Die Dinger heize ich auch immernoch gerne um die Wohnzimmerlampe
Auf der Suche nach einem erschwinglichen Modell fand ich schließlich den HK 450 GT Pro. Schnell orderte ich mir zwei Bausätze sowie die - vermeintlich - passenden Teile hierfür:
* Turnigy 450 H2218 Brushless outrunner 3550KV
* Mystery 40A Brushless Speed Controller (Blue
* HXT900 9g / 1.6kg / .12sec Micro Servo (Taumelscheibe)
* D922MG Digital Metal Gear Servo (Heck)
Ein GY401 hatte ich noch herumliegen.
Nun ging es also an den Zusammenbau.
Die erste Hürde war, die richtige Anleitung hierfür zu finden. Es hat mich etwas Hirnschmalz
gekostet herauszufinden, dass es sich hier wohl um eine Mischung aus 450 Pro und 450 Sport handeln müsste.
Nebenbei laß ich in vielen Foren mit und baute anhand einiger Bauanleitungen auf Youtube.
Von meinen beiden Bausätzen hatte ich zum Glück den "richtigen" erwischt, denn in dem zweiten Bausatz waren die Löcher in der Hauptrotorwelle ganz leicht falsch gebohrt. Dies habe ich dann später herausfinden dürfen.
Die nächste Hürde war das korrekte Einstellen des Helis. Hier bin ich - glaube ich - auch immernoch nicht zu 100% auf der sicheren Seite :-(
Als erstes begann ich mir Gedanken darüber zu machen, wie ich denn wohl eine Pitch- /Gaskurve programmieren könnte
. Ich entschied mich für die Schwebephase für eine Konfiguration, in der die Motordrehzahl bei leichtem Bewegen des Gas-Pitch-Knüppels aus der Mittelstellung heraus relativ schnell ansteigt und schließlich bei entsprechender Drehzahl Pitch zum Tragen kommt. Dies sollte sich rächen
Den ersten Kontakt mit der Sinnhaftigkeit des Autorotationsmodus hatte ich auf meiner Werkbank. Bei diversen Einstellversuchen ging ich davon aus, dass ich die Stecker des Motors brav vom Regler getrennt hätte
. Mir war aber wohl entgangen, dass ich einige Tage zuvor mit dem Motor herum getestet hatte und dieser darum "scharf" war.
Nun, der geneigte Leser weiß schon, was kommt: ich bewegte den Gasknüppel und mein 450er fing übelst an, sich auf der Werkbank zu drehen. In meiner Panik fand ich natürlich nicht die gewünschte Mittelstellung des Gasknüppels, die den Motor gestoppt hätte. Immerhin saß ich direkt daneben!!!
Die Berührung meiner Daumenwurzel mit den sich drehenden Paddeln verpasste mir einen Bluterguss, der mich zunächst an ein gebrochenes Daumengelenk glauben ließ. Dieser Verdacht wurde jedoch später im Krankenhaus durch eine Röntgenaufnahme zerschlagen.
Glück im Unglück hatte ich, da der Akkustecker nicht vollständig eingesteckt war. So löste sich der Akku und der Heli beruhigte sich nach seinem Absturz von der Werkbank. Ebenfalls mein Glück war, dass die Hauptrotorblätter nicht montiert waren.
Schaden am Heli:
* verbogene Paddelstange
Durch eine Erfahrung bereichert entdeckte ich den Autorotaionsmodus, den ich bis dahin nur als Notverfahren bei ausgefallenem Motor in der Luft interpretiert hatte
Auch änderte ich das Verhalten des Gasknüppels: Den Gasknüppel ganz unten am Anschlag bedeutet: Gas aus, Pitch bei -3°. Gebe ich Gas, steigt die Drehzahl und anschließend kommt Pitch dazu...
Nachdem ich diesen kleinen Rückschlag verkraftet hatte, die nötigen Reparaturen ausgeführt und auch die Einstellarbeiten abgeschlossen waren, war es dann so weit: Es konnte zum Schweben kommen. Die ersten Versuche ergaben jedoch, dass mir das Heck dauernd ausbrach. Zum Glück brauchte ich für diese Erkenntnis den Heli nicht einmal vom Boden abzuheben. Nach ca. 20 Versuchen und ca. 2 Stunden intensiven Nachdenkens kam ich dann dahinter: Das Gyro korrigierte in die falsche Richtung
Nachdem ich auch diese Hürde erfolgreich genommen hatte, ging es dann zu den nächsten Versuchen.
Natürlich sucht man sich für solche Versuche KEINEN geeigneten Platz mit viel Raum für Ausbrechversuche des Helis. NEIN, man ist ja schon "erfahrener" LMH- und Koax-Pilot.
Nun, es kam, wie es kommen musste: Nachdem ich das leichte Ruckeln am Heck erfolgreich ignorierte
hob der 450er ab und schwebte tatsächlich - zu meiner größten Überraschung - einige Zeit kontrollierbar auf der Stelle. Leichte Korrekturen musste ich natürlich vornehmen, aber das war schon ein größerer Erfolg, als ich mir erhofft hatte.
Die Bewegungen, die das Heck anfangs machte, zu ignorieren sollte sich natürlich rächen
Nach ca. 40 Sekunden wunderbaren Schwebens schlug das Heck einen kleinen Haken, der Heli flog überraschend agil nach links und kurz nachdem ich es geschafft hatte, den Motor auszuschalten, knutschte er einige Müllsäcke mit Gartenabfällen, die ca. 2 Meter neben ihm lagen (soviel zum Thema: Viel Platz
)
Die Schadensanalyse ergab:
- Paddelstange verbogen
- Rotorblattwelle verbogen
- ein Taumelscheibenservo gebrochen
- Hauptrotorwelle verbogen
Naja, kein allzu großer Schaden...
Ich machte mir bei der Reparatur nun meine Gedanken über die Komponenten. Vor allem das Heckservo hatte dabei meine größte Aufmerksamkeit. Dies war mir irgendwie suspekt.
Kurz entschlossen entschied ich mich also auf das von Align vorgeschlagene Heckservo umzusteigen, da dieses digital arbeitet und wohl auch recht gut mit dem GY 401 zusammen arbeiten soll.
Das gebrochene Taumelscheibenservo ersetzte ich kurzerhand durch ein anderes gleicher Größe, welches ich noch herumliegen hatte. Es war natürlich nicht die gleiche Bauart, wie die beiden anderen
Anstatt die Blattlagerwelle zu tauschen, entschied ich mich direkt den kompletten zweiten Rotorkopf zu verbauen, der dem zweiten Bausatz beilag. Bei dieser Gelegenheit nahm ich die Hauptrotorwelle des zweiten Bausatz und staunte nicht schlecht, als ich feststellten musste, dass diese nicht passte. HMMM, wieder längeres Nachdenken und Ausprobieren. Wieder war die Lösung einfach: Eine direkte Gegenüberstellung mit der ersten Welle ergab Bohrungen, die um ca. 0,5 mm daneben lagen. Ergo: Schrott...
Kurz und gut... Nach weiteren kleineren Modifikationen ging es wieder an den Start...
In meinem Sender (RoyalPro 16) finden sich 3 Flugphasen (Schweben, Rundflug und Acro) + Autorotation. Die Autorotation wird über einen Taster aktiviert. Darüber liegt ein drei-Wege-Schalter, mit dessen Hilfe ich zwischen den drei Flugphasen umschalten kann. Eigentlich eine schöne Sache, finde ich...
Bei den Einstellungen des Heli hatte ich meinen Sender immer wieder in den Koffer gelegt. Dies sollte sich erbarmungslos rächen
Aus einem meiner diversen Fehler der ersten Versuche klüger geworden, suchte ich mir einen Platz mit mehr Spielraum.
Draußen angekommen schaltete ich meinen Sender ein und aktivierte den Autorotationsmodus. Anschließend steckte ich den Akkustecker an den Regler und bereitete mich durch Checks der Taumelscheiben- und Heckrotorbewegungen auf den bevorstehenden erneuten Erstflug vor. Diese Mal MUSSTE alles klappen!
Nachdem ich mich von der korrekten Arbeitsweise sämtlicher Komponenten sowie der korrekten Stellung meines Gas-Knüppels überzeugt hatte, schaltete ich den Autorotationsmodos durch Druck auf den Taster aus.
Der Motor quitierte diesen Tastendruck durch sehr schnelles Hochfahren, der Hauptrotor mit ihm. Der Heli neigte sich leicht zur Seite und bevor ich reagieren konnte, flogen mir diverse Kleinteile um die Ohren
Trotz des Schocks schaffte ich es, den Autorotationsmodus wieder zu aktivieren, um den Motor lahm zu legen.
Was war passiert? Wie konnte es zu diesem Unfall kommen? Ich konnte mir zunächst keinen Reim darauf machen.
Nachdem ich den Schaden begutachtet und den Schrott in mein Auto verladen hatte, widmete ich mich meinem Sender. Es musste ein Fehler in der Programmierung sein!
Ich schaute mir die Phase an, in der ich gerade war: Autorotation. Zur Analyse des Unfalls deaktivierte ich diesen Modus. Und was musste ich da auf meinem Display lesen? ACRO!!!
Beim letzten Ablegen des Senders in den Koffer musste ich wohl versehentlich den Flugphasenschalter derart betätigt haben, dass der Acro-Modus anstelle des Schwebe-Modus nach Deaktivierung der Autorotation sofort aktiv war. Da der Gas-Knüppel am unteren Anschlag war, gab der Heli natürlich Vollgas mit Voll negativem Pitch. Dass er sich dann auf die Seite neigte lag vermutlich an der noch nicht 100% eingeflogenen Taumelscheibe...
Schadensbilanz:
* Hauptrotorblätter
* Blattlagerwelle
* Paddelstange
* Kugelkopf an einem Blattlager
* Heckrohr
* Höhenflosse
* ein Heckrotorblatt
* eine Heckrohrstrebe
Dies ist der aktuelle Status quo :-)
Die Ersatzteile für die Reparatur habe ich schon. Dabei werden natürlich auch gleich die Taumelscheibenservos durch HS65 ausgetauscht
Sollte sich nun ein erfahrener Heli-Pilot durch diese Unmenge an Text gewühlt haben, wird er vermutlich einen Physiotherapeuten aufsuchen müssen, der die vom Kopfschütteln gebeutelte Nachenmuskulatur wieder in Ordnung bringt.
Ich persönlich sehe die Sache sportlich: Wenn ich so weitermache wie bisher, habe ich bald sämtliche Anfängerfehler durch und die passieren mir dann nie wieder
Nun bin ich mal gespannt, wie die Geschichte weitergeht...
Noch ein Hinweis für diejenigen, die sich mein Profil angesehen haben:
Keine Sorge, in meinem Job bin ich gründlicher und nicht so ungeduldig