Hier mal mein "Reparaturbericht" zu Flos YEP45A.
Der von Flo als defekt identifizierte Chip ist ein so genannter N-Kanal-MOSFET Gate-Treiber, hier speziell ein ISL6700IBZ von Intersil. Diese Bauteile werden bei hochwertigen ESCs als Treiber-Chips für die N-Kanal MOSFETS auf der "Leistungsseite" (unter dem Kühlblech versteckt) eingesetzt, in der Regel pro Phase ein Treiber, also drei Chips bei einem gängigen ESC.
Wie solche Chips im Detail arbeiten kann man sich hier bei Interesse grob anlesen:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]Es werden üblicherweise Treiber der Hersteller National Semiconductor (NatSemi, heute Teil von Texas Instruments), Intersil oder International Rectifier eingesetzt.
Dabei findet man oft die Chips LM5109 (von NatSemi/TI), ISL6700IBZ (von Intersil) oder IR2301S, IRS2003, IR2101S (von International Rectifier) .
Solche Treiberbausteine gehören nicht gerade zur Massenware! Daher sind sie für Privatleute eher schwierig zu beschaffen und oft recht teuer mit Preisen zwischen ca. 1,80 und 4,50 €
pro Stück!Die Reparatur eines Reglers mit defektem Treiberbaustein lohnt sich also in der Regel nicht!Hier kam uns jetzt das Glück in Form von Martin (cluedo) zur Hilfe, der einen ebenfall defekten YEP45A hatte und uns den für einen Reparaturversuch als "Organspender" zur Verfügung gestellt hat.
Da die Treiberbausteine von Martins "Spenderregler" vom Typ LM5109 waren, bei Flos YEP jedoch ISL6700IBZ zu finden sind, habe ich mich entschlossen gleich alle drei Chips zu tauschen.
So sah dann Flos YEP aus, nachdem ich alle drei Treiberchips entfernt hatte (rot markiert die Position des verkohlten Chips):
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]Von Martins "Spenderregler" habe ich diese drei Chips abgelötet:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]Und so sieht dann Flos YEP nach der "Organtransplantation" aus:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]Das sah ja soweit ganz gut aus. Danach habe ich noch alle Leitungen durchgemessen und alles war soweit ok.
Dann kam der erste Funktionstest - und gleich die Ernüchterung! Auch mit den neuen Chips wird wieder der dritte Chip sofort sehr heiß - selbst bei Stillstand des Motors!Also schnell wieder Strom abgeklemmt und erstmal nach Fehlern gesucht, aber zunächst keine gefunden...
Ich habe mich dann mal intensiver mit dem Aufbau des YEP auseinandergesetzt.
Ein YEP-Regler besteht in der Regel aus zwei Platinen. Da wäre zum einen die "Leistungsplatine" mit dem Kühlblech, den dicken Kabeln, den großen Elektrolyt-Kondensatoren und (unter dem Kühlblech) den MOSFETs, welche die Akkuleistung auf die drei Motorphasen durchschalten. Die andere Platine ist die "Elektronik-Platine" mit dem Hauptprozessor, dem BEC, den Treiberbausteinen für die MOSFETs, dem dreiadrigen Anschlusskabel zum Empfänger und allerlei Kleinkram (Widerstände, Kondensatoren etc.).
Beide Platinen sind über eine Steckerleiste am Rand miteinander verbunden:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]Meine Vermutung war, dass einer oder mehrere der MOSFETs auf der "Leistungsplatine" lecken, also Strom in eine Richtung fliessen lassen, in welche er lieber nicht fliessen sollte. Dies wurde dadurch bekräftigt, dass auch das Kühlblech ohne Last schon sehr warm wurde. Sowas kann passieren bei einem Defekt, den man als
Gate-Durchbruch bezeichnet.
Ich habe also bei beiden Reglern mal die "Leistungsplatine" von der "Elektronik-Platine" getrennt.
Dies ist die "Leistungsplatine" eines YEP45A ohne das Kühlblech mit freiem Blick auf die MOSFETs (
Toshiba Modell TPCA 8057-H, n-Kanal-MOSFET):
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]Hier sieht man die "innenliegende" Seite (also den Teil, der sonst zwischen beiden Platinen liegt):
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]Die "Leistungsplatine" ist für die Leistungsklasse sehr groß. Das geschieht wohl aus Kostengründen, denn sie findet sich in gleicher Baugröße in allen YEP-Reglern von 45 A bis 100 A wieder. Bei den unteren Leistungsklassen (YEP 45, YEP 60) ist sie bei weitem nicht voll bestückt (siehe Bild), während bei den leistungsstärkeren Reglern ein Großteil oder sogar alle MOSFET-Positionen auch tatsächlich mit MOSFETs bestückt werden.
Ich habe dann die "Leistungsplatine" von Martins "Organspender" mit der "Elektronik-Platine" von Flos YEP verlötet, das Kühlblech wieder befestigt und dann den entscheidenden Test gemacht -
und es hat geklappt! Das Teil läuft wieder einwandfrei! Auch nach mehreren Akkus am Teststand und praktischen Tests bei Flo gibt es keine Auffälligkeiten. Ich gehe daher von einer erfolgreichen Reparatur aus.
Fazit: Wenn man zwei oder mehr defekte YEP-Regler hat, dann kann man vielleicht mit etwas Glück einen funktionierenden Regler daraus zusammenbasteln.
Dieser kleine Bericht soll keine Reparaturanleitung sein, sondern nur mal kurz zeigen auf was für bekloppte Ideen man manchmal kommt...
Umso überraschender, dass es sogar ein positives Ende gab...
Ich möchte noch anmerken, dass die YEP-Regler grundsätzlich hochwertige Bauteile von Markenherstellern enthalten (MOSFETs von Toshiba, CPU von Atmel, Treiber von NatSemi oder Intersil, Elkos von Rubycon Japan), wie man sie auch in teuren Reglern von Robbe, Kontronik, YGE oder Castle Creations vorfindet.
Zumindest was die Auswahl der Bauteile angeht gibt es wohl eher keinen Grund für die in letzter Zeit gehäuft aufgetretenen Ausfälle.
P.S.: Es lag übrigens tatsächlich an allen vier MOSFETs einer einzelnen Phase ein Gate-Durchbruch vor!